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1. Alte Geschichte - S. 39

1879 - Dillenburg : Seel
— 39 — nichfachen Verwirrungen, denen durch die Gesetzgebung Solou's 594 ein Ende gemacht wurde. ”• ®^r- b. Solon's Gesetze. Das hohe Ansehen, welches Solon in Athen bereits genoß, ermöglichte es ihm, die herrschende Verwirrung zu beseitigen und die streitenden Parteien zu versöhnen. Durch seine Gesetzgebung hob er besonders den niederen Stand, während die höchsten Stände auf ihre bisherigen Vortheile Verzicht leisten mußten. So schuf er in Athen ein ganz neues Bürgerthum. Bürger wurde man entweder durch Geburt oder durch Einbürgerung mittelst Volksbeschlusses. Alle Bürger hatten Theil an der Staatsverwaltung, jedoch nicht in gleichem Maße, sondern so, daß derjenige, welcher am meisten zu leisten vermochte, auch die höchste Stelle einnahm. Alle wichtigen Sachen mußten der Volksversammlung vorgelegt werden. Zur Theilnahme an derselben war jeder Bürger, welcher das 20. Lebensjahr überschritten hatte, berechtigt. Die Volksversammlung hatte die höchste Gewalt und entschied durch Stimmenmehrheit. Der höchste Gerichtshof hieß Areopäg und hatte das verantwortliche Richteramt und die oberste Aufsicht über den Staat und die Sitten. Um die Bürger zu befähigen, an den Volksversammlungen Theil zu nehmen, wurde die Jugend sehr sorgfältig erzogen. Bis zum 16. Jahre blieben die Knaben unter der Pflege und Zucht der Eltern, vom 16.—18. Jahre besuchten sie die öffentlichen Gymnasien. Kunst und Wissenschaften waren die Mittel zur Ausbildung der geistigen Kräfte; tüchtige Kenntnisse galten als hohe Schätze. c. Bildung der Athener. Das athenische Volk war mit den herrlichsten Naturaulagen ausgestattet; diese in Verbindung mit dem durch die Verfassung begünstigten Streben in Wissenschaft und Kunst führten das athenische Volk nach und nach zu der Höhe der Bildung, welche wir heute noch an ihm bewundern. Die Namen der berühmtesten Denker und Künstler gehören Athen an. Da glänzen die Namen berühmter Philosophen, wie Pläto, Aristoteles, Pythagoras; der größten Redner, wie Demosthenes; der begeisternden Dichter, wie Homer (allerdings früher, ums Jahr 1000), Tyrtäus, Hesio-dus; der genialen Baumeister, wie Dädalus. Athen war voll der herrlichsten Tempel und Säulenhallen, mit bewnnderns-werthen Kunstwerken ans Erz oder Marmor und mit den herrlichsten Gemälden eines Phidias und Praxiteles geschmückt. Auch die Gewerbthätigkeit blühte; Handel und Verkehr mit an-

2. Alte Geschichte - S. 129

1879 - Dillenburg : Seel
— 129 — ein aus Gerste und Hafer bereitetes Bier; aus Honig und Wasser wußte man ein Getränk, Meth genannt, herzustellen. Die am Rhein wohueudeu Stämme wurden frühzeitig mit dem Weine bekannt. — Die Kleidung war weder künstlich, noch köstlich. ^ Ein als Mantel übergeworfenes Stück Tuch oder das Fell eines Bären oder Wolfes, ja sogar die Haut eines wilden Schweines deckte die Männer; ihr Helm war dann wohl eines solchen Thieres Kops. Arme und Beine blieben unbedeckt und zeigten die gewaltige Körperkraft. Die Frauen hüllten sich in ein langes, leinenes Gewand, das bis auf die Füße reichte und Hals und Arme frei ließ. Der Lieblingsschmuck der Männer waren ihre Waffen. Viele trugen eine künstliche Rüstung aus Eisen und Stahl. Die Hauptwaffen waren: Schwert, Lanze, Framea (Pfrieme, ein Wurfspieß mit langer Eisenspitze), Bogen und Pseile und ein hölzerner oder aus Weiden geflochtener Schild; außerdem gab es noch Streithämmer, Streitäxte. Kolben und Schleudern. Die Waffen galten als heilig; ohne Waffen ging man nicht aus; bei den Waffen wurden die Eide geschworen. Die Waffen berühmter Helden erbten von Geschlecht zu Geschlecht fort. d. Beschäftigung. Als Beschäftigung liebte der freie Deutsche nur Iagb und Krieg. Den Ackerbau überließ man den Weibern, Greisen, Sclaven und Kriegsgefangenen. Die Felder wurden vielfach von Jahr zu Jahr gewechselt und von den Häuptlingen jedesmal neu vertheilt. Im Frieden ergaben sich die Männer meist der trägen Ruhe; sie lagen den größten Theil des Tages auf der Bärenhaut (daher der Schimpfname: Bärenhäuter, b. i. fauler Mensch), ober sie kamen zu Trunk und Spiel zusammen. — In Gewerben hatten sie es noch nicht weit gebracht; nur wackere Schmiebe mag es unter ihnen gegeben haben. Die im Innern wohnenben Deutschen trieben nur Tauschhandel; das Tauschmittel war römisches Geld, wofür sie Schmuckgegenstänbe und gewebte Zeuge kauften; einzelne Stämme ließen nur dann Kaufleute zu sich, wenn sie Kriegsbeute verkaufen wollten. Auch von Kün-ften und Wissenschaften verstanden die Germanen nur wenig; lesen und schreiben konnten sie nicht. Von den Künsten übten sie nur die Dichtkunst und zwar in Verbinbnng mit dem Gesang; ihre Lieber, in benen sie die Thaten ihrer Helben besangen, pflanzten sie bnrch münbliche Ueberlieferung fort. Mit Gesang begrüßten sie die beginnenbe Schlacht; sie verstärkten benselben babnrch, daß sie die Schilbe vor den Mnnb hielten. Wiewohl die meisten nicht Hopf, Lehrbuch. 9

3. Alte Geschichte - S. 132

1879 - Dillenburg : Seel
— 132 — für wehrhaft erklärt, d. H. feierlich mit Schwert, Speer und Schild geschmückt und dadurch iu die Zahl der Männer aufgenommen wurde. Nun durfte er mit in bett Krieg stehen, an den Volksversammlungen Theil nehmen und bei allen öffentlichen Angelegenheiten seine Stimme abgeben. f. Religion der Germanen. Hinsichtlich der Religion unserer Vorfahren haben uns die römischen Schriftsteller Cäsar und Tacttns nur weuige Nachrichten hinterlassen; vieles von deutschen Aufzeichnungen mag auch durch den Eifer der Priester der ersten christlichen Zeit verloren gegangen sein, da diese alle Spuren des Götterglanbens Zu vertilgen suchten. Dem Forschungseifer neuerer deutscher Gelehrten, welche die Götterlehre der nordischen Völker studirten und mit den erhalten gebliebenen Mittheilungen verglichen, verdanken wir einige Kenntnis der altdeutschen Mythologie. Dieselbe ist, kurz zusammengefaßt, folgende: Ehe alles sein Dasein erhielt, gab es nur eine große Leere, einen unermeßlichen Abgrund. In demselben hauste der Riese Amir, in welchem alle Stoffe vereinigt waren. Ans diesen entstanden das kalte und dunkle Niflheim irrt Norden und das sonnige, warme Mus-pelhetm im Süden. Die Knh Andhnmbla, welche mit Imir zugleich entstanden war, leckte aus den Eisblöcken des Nordens den Riesen Bör und die Riesin Bestla, die Eltern der Riesen Odin, Wili und We. Diese Letzteren tödteten den Riesen 2)mir; aus seinem Blute wurde das Meer, aus dem Fleische die Erde, aus den Knochen die Berge, ans bett zerbrochenen Gebeinen die Steine, aus bent Scheibet der Himmel, ans dem Gehirn die Lnst und die Wolken; die Augenbrauen bildeten rund um die Erde die Burg Midgard, welche den Menschen als Wohnung überwiesen wurde. Die Menschen waren aus zwei Bäumen, der Esche und der Erle, welche die drei Brüder am Meeresufer gefunden harten, gebildet worden. Innerhalb der Menschen-Wohnungeu liegt A s e n h e i m, die Wohnung der A s e n. Das Oberhaupt derselben, Odin, und seine Gemahlin Frigga wohnen in der von Gold schimmernden Bnrg Walaskialf. Odin ist der Vater aller Wesen; er überschaut und beherrscht alles. Er ist der Gott des Himmels und des Sturmes, auch des Sturmes der Begeisterung in den Herzen der Krieger. Auf feinen Schaltern sitzen die beiden Raben Hugin (Gedanke) und Munin (Erinnerung), welche^ ihm alles ins Ohr flüstern, was geschehen ist und geschieht. Die in der Schlacht erschlagenen Helden läßt Odin von den Walküren,

4. Alte Geschichte - S. 58

1879 - Dillenburg : Seel
— 58 — 1j. Griechisches Leben in Kunst und Wissenschaft. (Seit den Zeiten des Perikles.) Schon oben ist darauf hingewiesen worden, daß die Griechen nicht nur eine außerordentliche geistige Befähigung, sondern auch große Neigung und lebhafte Empfänglichkeit für alle Gebiete der Kunst und Wissenschaft besaßen. Die dem Perikleischen Zeitalter angehörenden Coryphäen der Malerei, Bildnerei, und Baukunst sind schon oben erwähnt worden, und es erübrigt daher nur noch einen kurzen Blick auf die Hauptvertreter der Wissenschaften und Dichtkunst seit jener Zeit zu werfen. Die lyrische Poesie war schon im goldnen Zeitalter im Abnehmen begriffen. An ihrer Stelle entwickelte sich die dramatische Poesie, welche in Folge ihrer Verwendung bei religiösen Festen zu ihrer höchsten Ausbildung gelangte. Zu den Dichtern dieser Gattung gehörte Aeschylns (500), welcher echte Vaterlandsliebe mit wahrer Religiösität verband; er ist der Schöpfer der Tragödie; — Sophokles (450), der die dramatische Poesie zur höchsten Blüte erhob; — Euripides (420), der mehr durch geistreiche Rhetorik, als durch Idealität glänzt. Auf dem Gebiete der Wissenschaften sind zuerst die Geschichtschreiber zu erwähnen und unter ihnen Herodot (450); er hat zuerst eine zusammenhängende Darstellung der Geschichte von den ältesten Zeiten an bis zur Schlacht bei Mykale gegeben, weshalb er der Vater der Geschichte genannt wird. In Beobachtung und Schilderung der Charaktere, sowie in Redegewandtheit übertraf ihn bald Thneydides (435); von ihm haben wir die Geschichte der ersten 21 Jahre des peloponnesifchen Krieges. Auf ihn folgte Leuophon (400), welcher jedoch seine Vorgänger nicht erreichte. In der Philosophie sind zunächst Pythagoras und seine % Anhänger zu erwähnen; Pythagoras hatte in Kronon in Unteritalien eine eigne Schule errichtet; die Schüler schwuren auf das Wort des Meisters. In Athen traten noch während und nach dem peloponnesifchen Kriege die Sophisten auf, deren Hauptvertreter oben ebenfalls bereits genannt find. Bekämpft wurde das System der Sophisten von Sokrates und feinen beiden bedeutendsten Schülern Pläto und Aristoteles. Letzterer war der Lehrer Alexanders des Großen. In der Redekunst that sich besonders hervor Demosthenes.

5. Mittelalter - S. 10

1879 - Dillenburg : Seel
— 10 — 732 und schlug sie 732 zwischen Tours*) und Poitiers**); eiligst zogen die Araber nach Spanien zurück; das Fraukeulandz war frei und Mitteleuropa vor maurischer Barbarei errettet. Karl erhielt wegen seiner persönlichen Tapferkeit den Namen„Martell", d. i. der Hammer. Unter der Herrschaft der Mauren blühte Spanien empor*; Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft wurden gepflegt und gediehen. Die Stadt Cordöva soll über 200000 Gebäude gehabt haben; ihre Universität wurde von Jünglingen aller Nationen besucht. — Den Arabern verdanken wir unsre Ziffern. 3. Sonifalius. a. Erste Versuche zur Bekehrung der Deutschen. Während der Völkerwanderung waren verschiedene römische Provinzen von deutschen Völkerschaften besetzt worden, und die Sieger hatten von den Besiegten das Christenthum angenommen. Dieses aber sand wenig festen Halt bei den am alten Götterglanben hängenden Deutschen, daß es alsbald wieder verschwand, und um die Zeit, da die Franken nach dem Vorgänge Chlodwigs das Christenthum bekannten, waren die Bewohner unsers deutschen Landes noch alle dem Heidenthnme ergeben. Um das Jahr 600 kamen von der Insel Irland mehrere sür das Reich Gottes und seine Ausbreitung begeisterte Männer herüber, um das Licht des Evangeliums auch nach Deutschland zu verpflanzen. Der eifrigste unter diesen Missionaren war Columbau, welcher zuerst in den Vogesen und, nachdem er hier vertrieben worden war, am Bodensee das Evangelium verkündigte. Hier erhob sich bald wieder die Stadt Bregenz; Columbau wanderte weiter über die Alpen, sein Schüler Gallus dagegen blieb und trug die neue Lehre vom Bodensee weiter in die Alpenländer; von ihm ist das nachmals so berühmt gewordene St. Gallen gegründet worden. In gleicher Weise wirkten Emmeran in Baiern, Kilian in Würzburg, Pirmin in Reichenau am Bodensee; aber immer noch war und blieb die große Masse des deutschen Volkes dem Heidenthum ergeben. Von deutschen Brüdern sollte eine umfassendere und nachhaltige Bekehrung der Deutschen kommen: von den Angelsachsen. Diese waren in den Stürmen der Völkerwanderung über die Nordsee den Briten gegen die Pikten und Skoteu zu Hülfe geeilt, hatten *) spr. Tuhr. **) spr. Poat'jee.

6. Mittelalter - S. 24

1879 - Dillenburg : Seel
— 24 — Andre gelehrte Männer, welche an Karl's Hofe lebten, waren: Angilbert, Karl's sehr gelehrter und staatsmännisch gebildeter Schwiegersohn; Einhard, der Geheimschreiber und Aufseher der königlichen Bauten (von ihm rührt eine Lebensbeschreibung Karl's her); Peter von Pisa, ein großer Sprachgelehrter, und Paul Diakonus, welcher Karl's Lehrer in der griechischen Sprache war. f Karl's Tod. Im Jahre 806 faßte Karl d. Gr. den Entschluß, sein großes Reich unter seine drei Söhne, Karl, Pipin und Ludwig zu theilen, welche sich gegenseitig unterstützen und unter der Oberhoheit dessen, dem er die Kaiserkrone zugedacht hatte, ihre Völker regieren sollten. Aber der Plan kam nicht zur Ausführung; 810 starb Pipin und 811 auch Karl. Da brach die Kraft des Kaisers, und von nun an war er fast immer kränklich. Die Rathschläge seiner Aerzte befolgte er nur selten und suchte sich durch Fasten zu helfen. Aber der krankhafte Zustand ward immer schlimmer, so daß er im Herbste 813 fein Ende herannahen fühlte. Da versammelte er die weltlichen und geistlichen Großen in Aachen und machte in ihrem Beisein fein Testament. Nach diesem erhielt der noch übrige Sohn Ludwig die Kaiserkrone und alle Länder mit Ausnahme Italiens; dieses fiel Karl's Enkel Bernhard (Pipins Sohn) zu, der jedoch unter der Oberhoheit Ludwigs stand. Die Armen wurden von ihm reichlich bedacht; ebenso erhielten die Geistlichen an den Bischofskirchen des ganzen Reiches bedeutende Zuwendungen an Geld und Kostbarkeiten. Nachdem diese Anordnungen von den Großen des Reiches gebilligt worden waren, begab sich Karl mit diesen in die von ihm erbaute herrliche Marienkirche. Dort warf er sich am Altare zum langen und brünstigen Gebete nieder. Darauf legte er in einer längeren Rede seinem Sohne Ludwig alle Pflichten eines Regenten aus Herz und fragte ihn: „Willst du, mein Sohn, alle diese Pflichten gewiffenhaft erfüllen?" Er antwortete: „Ja, mit Gott!" Daraus fetzte sich Ludwig auf feines Vaters Geheiß selbst die Krone auf's Haupt und empfing von den Anwesenden das Gelübde des Gehorsams. Ludwig begab sich bald darnach wieder in das bisher schon von ihm regierte Aauitanien und sah seinen Vater nie wieder. Im Anfang des Jahres 814 wurde Karl von einem hitzigen Fieber überfallen; die bisher manchmal mit Erfolg angewandten Mittel fruchteten diesmal nichts. Da Karl die unmittelbare Nähe des Todes fühlte, genoß er noch das heilige Abendmahl, schlug dann

7. Mittelalter - S. 59

1879 - Dillenburg : Seel
— 59 — strebenden Städte so, daß ein freier Burgerstand sich mcht entwickeln konnte. In den Kreuzzügen gingen nun diese Bedrücker hinaus und ließen daheim ihre Beamten zurück. Diesen gegenüber aber war es den Städten meist leicht, sich Rechte und Freiheiten zu ertrotzen. 3. Derhandel wurde lebhafter. Den ersten Nutzen aus den Kreuzzügen zogen die italienischen Städte Genua, Ve-nediq und Pisa, welche viele der Kreuzfahrer auf ihren Schien nach dem Morgenlande fuhren und die im Abendlande geschätzten Produkte jener Länder mitbrachten. Durch den sich mehrenden Reichthum dieser Städte wurden sie so mächtig, daß einst Venedig allein gegen den griechischen Kaiser auftrat und die Belastung der eingeräumten Rechte erzwang. Der ganze Seehandel befand sich in den Händen der oben genannten Städte. Zur größeren Bequemlichkeit im Handel wurden überall Colonien angelegt. Auch der Landhandel hob sich; zunächst waren es die an der Donau gelegenen Städte, besonders Wien und Regensburg, welche reich und mächtig wurden. Diese traten dann mit den italischen Seestädten in Handelsverbindung und erweiterten die Handelswege nach Norden, besonders dem Rheine entlang über Mainz und Köln nach den Niederlanden und über Augsburg, Nürnberg und Erfurt nach Mittel- und Norddeutschland. 4. Viele Kunstfertigleiten wurden in das Abendland v e r b r a ch t. Dahin gehört die Verpflanzung der S ei d e n -Weberei nach Europa, welche anfangs im griechischen Kaiserreiche, seit der Mitte des zwölften Jahrhunderts auch in Italien und den dazu gehörigen Inseln gepflegt wurde und später auch in Frankreich Aufnahme fand, — die Verbesserung der Färberei durch die Bekanntschaft mit morgenländischen Farbstoffen und anderen Arten des Färbens, — endlich der Anbau des Zuckerrohrs, welches von Kreuzfahrern zuerst nach Sicilien gebracht wurde und von da über Spanien nach West-Indien und Amerika verbreitet worden ist. 5. Die Wissen schäften gewannen durch diekreuz--üge. Zwar sind durch die von den Kreuzfahrern in Konstantinopel mehrmals veranlaßten Feuersbrünste sehr werthvolle Bibliotheken des Alterthums vernichtet worden, aber die übrig gebliebenen Werke wurden von den Geistlichen, welche die Kreuzzüge immer begleiteten, erforscht und ihrem Inhalte nach weiter verbreitet. Das Gebiet der Geographie wurde erweitert und

8. Mittelalter - S. 82

1879 - Dillenburg : Seel
— 82 — jetzt durch Großartigkeit und Pracht ihrer Ausführung die Be- j wunderung erregen. Man unterscheidet in der christlichen Baukunst des Mittel-alters drei Bauarten oder Baustile: den byzantinischen r Stil, den romanischen oder Rundbogen-Stil und den gothischen oder Spitzbogen-Stil. Das Eigenthümliche des f byzantinischen Stiles ist das Langhaus mit rund gewölbtem Kuppel- | bau; der romanische oder Rnndbogen-Styl behielt das Langhaus j-bei, verwandelte aber den mehr flachen, horizontalen Kuppelbau \ in ein halbkreisförmiges Kreuzgewölbe, so daß die Gebäude einen ganz andern Charakter erhielten. Noch mehr geschah dies durch ' den gothischen oder richtiger deutschen Stil der Spitzbogen, durch welche die Idee des Emporstrebens der Seele nach allem Hohen j und Göttlichen noch mehr versinnbildlicht wurde. Dieser Baustil führte den Kirchenbau seiner höchsten Vollendung entgegen, wie. sie uns in dem Straßburger Münster und dem Kölner Dom ent- | gegentritt. Auch Malerei und Bildner ei thaten das ihre,; die Gotteshäuser zu verschönern. Nach der Erfindung der Glas-malerei schmückte man die Fenster mit allerlei Gemälden, damrt sie nicht blos sinnliches, sondern auch geistiges Licht geben sollten. Z In allen ihren Zweigen ging die bildende Kunst von der Kirche aus und schritt von Stufe zu Stufe bis zu ihrer Vollendung. c. Wissenschaft.^Auch die Wissenschaft und ihre Pflege war anfangs in den Händen der Geistlichen und Mönche; die’ Klöster sind lange Zeit hindurch die einzigen Pflegestätten der Wissenschaften gewesen, und ihre hohe Bedeutung in dieser Beziehung ist durchaus nicht zu verkennen. Im Volke selbst herrschte. noch im 9. und 10. Jahrhundert große Finsternis und Unkennt-; ms. Neues wissenschaftliches Leben kam zuerst von den Arabern, , welche Spanien noch inne hatten; dorthin richteten sich die Bucke^ der bedeutendsten Männer; von dort kamen selbst die Schätze des ^ griechischen und römischen Alterthums zu den Deutschen, unw Jahrhunderte lang dauerte der Einfluß der Araber auf die deutsches: Wissenschaft. Da noch so viel zu lernen war, was dre Alton und die Araber längst wußten und kannten, so ist zunächst rem^ Fortschritt in den Wissenschaften bemerkbar; das wissenschaftliche s Streben richtete sich vorerst auf Aneignung der alten Schatzes Anders würde es in dieser Hinsicht nach den Kreuzzügen, welchem den Gesichtskreis erweiterten und die Kenntnisse und Erfahrungen bereicherten; die auf weiten Reisen gesammelten Kenntnisse des*

9. Mittelalter - S. 83

1879 - Dillenburg : Seel
— 83 — Morgenlandes und das Studium fremder Schriften gaben einen hellen Schein in die bisherige Unwissenheit; durch den in den Kreuzzügen begonnenen größeren Völkerverkehr und durch den allgemeinen Gebrauch der lateinischen Sprache für wissenschaftliche Dinge wurde eine höhere Bildung allgemeiner, die Cultur ward gleichmäßiger. Einen bedeutenden Aufschwung erfuhr die Chemie, welche von den meisten Gelehrten theils zu Heilzwecken, theils zum Zweck des Goldmacheus, des Auffindens des Steines der Weisen, ja selbst von Fürsten vielfach betrieben wurde. — Ebenso wurde die Astronomie gefördert; Triebfeder dazu war der Glaube an die Astrologie. Besonders war es Kaiser Friedrich Ii., welcher Gelehrte an seinen Hos berief und durch sie ausländische Werke über Astronomie übersetzen ließ. — Die Geschichtschreibung war noch zu den Zeiten der Hohenstansen den Klostergeistlichen überlassen; zahlreiche Chroniken über die geschichtlichen Ereignisse unter einzelnen Fürsten sind in den Klöstern entstanden; selten aber erhob sich ein solcher Geschichtsschreibe» über die Geschichte eines Zeitraumes, eines Stammes, einer Landschaft oder seines Klosters. Hoch über allen Geschichtschreibern jener Zeit steht Otto von Freising, der Oheim des Kaisers Friedrich Barbarossa. Dieser steht darum über allen Andern, weil er vielfach als Mithandelnder oder doch als Augenzeuge die geschichtlichen Thatsachen in ihrem wahren Verlauf und ihrem inneren Zusammenhang kannte, und weil er mit viel höherer Bildung einen freieren Blick über die Menschen und ihre Handlungen hatte. Von ihm haben wir das „Buch von den Thaten des Kaisers Friedrich." 11. Aus der deutschen Heldensage. Das deutsche Volk ist ein an Sagen aus alter Zeit reiches, von herrlichen Thaten der Vorfahren, von glücklich bestandenen Gefahren und Abenteuern singendes und sagendes Volk. Besonders aber ist die Periode des Mittelalters, als das Ritterwesen in seiner Blüte und auf dem Gipfel der Macht und des Ansehens stand, die Zeit, in welcher viele unsrer herrlichsten Sagen wenn nicht entstanden, so doch im Volke getreulich erhalten und fortgepflanzt, durch mündliche und schriftliche Ueberlieferung der Nachwelt aufbewahrt wurden. Nach den Volksstämmen, welche in denselben uns entgegentreten, unterscheidet man mehrere Sagen-j kreise, deren wichtigste sind: der nieder rheinisch e oder fr än = 6*

10. Mittelalter - S. 95

1879 - Dillenburg : Seel
— 95 — enthielt, denn in Folge dessen konnte er seine Kraft nngetheilt den deutschen Landen zuwenden, wo es so sehr nöthig war. Wie viel deutsche Kraft, deutsches Geld und kostbare Zeit war auf die Erwerbung und Erhaltung Italiens verwendet worden; wie viele und bedeutende Opfer an Gut und Blut hatte jenes Land verschlungen, und was war die Frucht aller der Anstrengungen? Rudolfs praktischer und klarer Sinn erkannte, daß Italien auch durch die größten Opfer nicht auf die Dauer dem deutschen Reiche erhalten werden könnte; er soll über diese Angelegenheit geäußert haben: „Ich sehe wohl die Fußtapfen derer, welche glücklich hineinkamen, aber nicht derer, welche glücklich herauskamen." Man macht es Rudolf zum Vorwurf, daß er nicht, wie seine hohenstanfischen Vorgänger, Kunst und Wissenschaft, besonders die Poesie und den Gesang, so bevorzugend gepflegt und ihnen Heimstätten an seinem Hofe errichtet habe; die fahrenden Sänger jener Zeit klagen darüber, daß sie ungeehrt und nnbeschenkt von den Höfen entlassen würden. Wohl ist das alles wahr und nicht zu leugnen; auch das mag mehr oder weniger der Fall gewesen sein, daß Rudolf persönlich keine Vorliebe für dergleichen Bestrebungen hegte; daß er aber unter den damaligen Verhältnissen besser that, sein Augenmerk zunächst auf Herstellung gesetzlicher Zustände in Deutschland zu richten, als Kunst und Wissenschaft zu unterstützen, bedarf kaum eines Beweises. Und in Wirklichkeit hat er der Kunst und der Wissenschaft einen bedeutenden Dienst geleistet, indem er Ruhe und Ordnung im Reiche herstellte, denn ohne diese kann sich keine Kunst und keine Wissenschaft entwickeln und entfalten. Daß Rudolf derartige Bestrebungen nicht so freigebig mit Geldspenden und Ehrenbezeugungen unterstützte und förderte, wie dies sein Vorgänger Friedrich Barbarossa gethan hat, daran mag auch wohl der Umstand schuld gewesen sein, daß seine Kasse in Folge der vielen Züge gegen Raubritter und beutelustige Wegelagerer wohl nicht allzusehr an Ueberfluß gelitten hat. Rudolfs nüchterner, praktischer Sinn wandte sich zuerst auf das Nothwendige, dann erst auf das Nützliche und Angenehme, und das Reich war ihm gerade dafür hoch zu Dank verpflichtet. e. Rudolf's Persönlichkeit; sein Tod. Rudolfs Stammschloß, bte Habsburg oder Habichtsburg, lag an der Aar in dem heutigen Kanton Aargau; die Burg ist jetzt zerfallen, nur wenige Reste derselben sind noch vorhanden. Rudolf hatte seine Jugend an dem Hofe Friedrich Ii. verlebt und war schon 55 Jahre alt,
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